Durch goldene Felder zurück ans Meer

Wir nähern uns dem inneren Ende des Absatzes. Hier liegt Taranto.

Kurz vor der Stadt kaufen wir einen Satz Kabelbinder, denn das Velokörbli von Iren muss neu befestigt werden. Eine richtige Halterung haben wir ja nicht. Doch im Hinterhof des Discounts findet sich ein Stück Holz … perfekt.

Taranto sei eine sehr dreckige Stadt, weil die Industrie die Luft verpestet. Wir merken nichts davon. Markant ist eine Dreh-Brücke, die das Mare Piccolo vom Mare Grande trennt. Taranto ist die Stadt der zwei Meere.

Die Altstadt ist zum Teil etwas zerfallen. Trotzdem finden wir einige schöne Ecken und essen frische, rohe Miesmuscheln und dazu ein Raffo Bier – das ergibt einen meerigen etwas herben Geschmack.

Nach Taranto folgen wir einer grossen Strasse vorbei an Raffinerien. Zum Glück entdecken wir einen kleinen Fluss, wo ins Badetuch gehüllte Leute auf ein Badevergnügen hoffen lassen. Und tatsächlich: Wir schwimmen ein kurzes Stück im Süsswasser. Eine herrliche Erfrischung!

Es hat nun sehr viel Landwirtschaft in der Ebene. Vor allem Weinbau. Beim Anstieg hinauf nach Laterza, verfolgen uns ca. 10-20 Hunde, die zum Glück bald müde werden. Müde sind wir auch und wir entschliessen uns eine längere Pause zu machen. In einem kleinen Appartement in Laterza spannen wir für drei Tage aus.

Bei der Hinfahrt haben wir nicht bemerkt, dass sich bei Laterza ein riesiger Canyon befindet. Am nächsten Tag, machen wir uns auf, das Naturwunder zu bestaunen. Der Pfad am Rande das Canyon ist schmal und wir sind wohl an diesem Tag die ersten die ihn begehen. Jedenfalls hat es viele Spinnennetze, die den Weg versperren wollen. Wir lassen uns nicht abhalten und geniessen bald die phantastische Aussicht.

Der Canyon ist nicht sehr gut zugänglich. Um so besser für die artenreiche Flora und Fauna.

Es geht weiter ins Landesinnere. Die Kulturhauptstadt Matera hat dieses Jahr viele Besucher. Der Blick in die Sassi ist es aber wert, denn Rummel zu ertragen. In den Höhlen wurde früher erbärmlich gehaust – Mensch und Vieh gemeinsam. Heute schaut man darauf als Kulturdenkmal. Welch ein Wandel.

Weiter geht es durch endlos viele Kornfelder. Das Korn ist reif und die Erntemaschinen fahren bis spät in die Nacht. Am Rand der abgemähten Felder lässt es sich gut übernachten. Das Stroh ist weich und der Sternenhimmel wieder grossartig.

Ausserhalb von Foggia wird die Provinzstrasse immer schlechter: fast mehr Löcher als Belag. Armselig. Und an einem Ort wird Rasen produziert – wohl für reichere Leute. Kontrast.

In San Savero haben wir genug. Wir nehmen den Zug nach Termoli. Endlich wieder das Meer. Wir leisten uns einen Zeltplatz, der leider an der Bahnlinie und der Hauptstrassse liegt. Witzig: Am Abend werden alle Liegestühle eingesammelt und mit einem im Schritttempo fahrenden Raupenfahrzeug abtransportiert. Weniger witzig: Jemand klaut mir das Akku-Ladegerät auf der Toilette.

Bei Porto Vasto entdeckt Iren das Restaurant IL CORSARO – und es ist ausgezeichnet. Vor allem die Fischsuppe (ganze Fische in Tomatensauce; gekocht und serviert im Tongeschirr; dazu geröstetes Brot und ausgiebig Weisswein … und viel Zeit … und ein Sorbetino … und sehr nette Gastgeber).

Gegen Abend fahren wir weiter und kommen zum Glück an der Küste auf eine ruhige Strasse – eine ehemalige Bahnlinie. Im Abendlicht wirken die Fischerhäuser auf Stelzen sehr bizarr.

Die meisten werden heutzutage als Restaurants genutzt. Wir fragen uns, wie so ein Gebilde den stürmischen Winter übersteht.

Die Nacht am Strand war wunderbar und erholsam. Wir lassen uns Zeit und gehen schwimmen. Die stillgelegte Bahnlinie bringt uns noch etwas weiter. Und das Törtchen mit Zitronencreme versüsst uns den Tag. Weg ist es.

Hinterlasse einen Kommentar